Herzensbücher #1 | Kunst, Liebe und falsche Spiele

Wir alle haben sie. Bücher, die uns den Atem rauben, die uns träumen lassen und von denen man sich wünscht, sie würden nie enden. Absolut geniale Meisterwerke, die wir immer wieder lesen können und allen und jedem empfehlen, ob er oder sie es hören will oder nicht. Ganz klar, ich spreche von Herzensbüchern.
Genau zu diesen besonderen Geschichten haben sich Janika und Sabrina eine kleine Aktion ausgedacht. Immer am 20. jeden Monats stellen sie in kurzen, knackigen Worten eines ihrer absoluten Lieblingsbücher vor, in der Hoffnung, dass sich diese Liebe verbreitet und solche wunderbaren Bücher mehr Aufmerksamkeit bekommen Diese dürfen auch gerne schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben.

Bereits als das Format vor einem Jahr zum ersten Mal erschien, hatte ich mir ganz fest vorgenommen mitzumachen. Doch wie das so geht, kam ich nicht dazu, habe es manches Mal vergessen und erst wieder dran gedacht, wenn es schon zu spät war für den laufenden Monat. Aber jetzt ist es endlich auch auf read eat live so weit. Die erste Ausgabe von Herzensbücher erscheint und das grad mit einem Buch von meinem Lieblingsautor.

Martin Suter – Der letzte Weynfeldt

Ich mache keinen Hehl daraus, dass der Schweizer Martin Suter einer meiner Lieblingsautoren ist. Zu seinen Werken zählen Bücher wie Small World, Lila Lila oder Die dunkle Seite des Mondes. Da steht Der letzte Weynfeldt beinahe etwas im Schatten, allerdings kommt man als Suter Fan (und auch alle, die es noch werden wollen) nicht um dieses geniale Buch herum.

Felix_Vallotton
Felix Vallotton – Femme nue devant une salamandre (1900) Quelle: Wikipedia

Im Zentrum der ganzen Geschichte steht nämlich nichts anderes als ein Bild von Felix Vallotton. Adrian Weynfeldt ist nicht nur der letzte Sprössling einer reichen Industriellenfamilie, sondern auch Kunstexperte und Auktionator. So wird auch dieses Bild an ihn herangetragen, er soll es versteigern. Doch der Besitzer vermag sich nicht so recht davon zu trennen, so dass kommt, was kommen muss: Adrian soll eine Fälschung zur Auktion anbieten. Damit beginnt ein grosses Verwirrspiel um dieses Bild. Welches ist das echte, welches das gefälschte und welches wird nun schlussendlich in der Auktion verkauft? Martin Suter vermag dies so subtil und doch mit Liebe fürs Detail zu beschreiben, dass man als Leser*in selbst miträtseln kann.
Neben dem ganzen Verwirrspiel um den Vallotton ist da aber auch noch Lorena, die einen Grossteil des Geschehens bestimmt. Adrian lernt sie in einer Bar kennen. Entgegen seiner Gepflogenheiten nimmt er sie mit zu sich nach Hause, wo er sie am Morgen danach auf dem Balkongeländer wieder findet und sie nur mit Mühe davon abhalten kann, sich das Leben zu nehmen. Von nun an macht sie Adrian für ihr Leben verantwortlich und bringt sein geordnetes Leben ganz schön durcheinander. Und natürlich mischt sie auch bei der ganzen Auktionsgeschichte und der Verwirrung um das Bild gehörig mit.

Martin Suter baut seine Geschichte ganz gemächlich auf und mit der Beschreibung von Adrians Umfeld, seiner luxuriösen Wohnung, seinem geregelten Tagesablauf und seinen Begegnungen mit Bekannten und Mitarbeitern entsteht das freundliche und gutmütige Bild eines reichen, etwas kauzigen Mannes. Allerdings zeigen sich bereits von Beginn weg kleine Risse in der grossbürgerlichen Fassade. Um Adrian herum scheinen Machenschaften zu laufen, von denen er nichts ahnt. Ganz lange ist uns Leser*innen auch nicht recht klar, ist das ein Krimi oder doch eine Liebesgeschichte? Vielleicht am Ende gar beides?
Und warum soll ich dieses Buch lesen, denkt ihr euch jetzt wahrscheinlich. Ganz einfach, weil diese ruhige Geschichte ohne viel Paukenschlag auskommt, weil Martin Suter so wunderbar auf den Punkt schreibt, weil er das gutbürgerliche Milieu mit viel Ernsthaftigkeit aber auch einer Prise Humor portratiert, weil sich die Spannung von Seite zu Seite steigert ohne jemals ins unerträgliche abzudriften und weil das Buch so einige unerwartete Wendungen nimmt. Am Ende ist einfach nichts mehr so, wie es war.

»Auf dem Weg ins Büro befahl ihm ein unbestimmtes Gefühl, das Bild statt zu ›Murphy’s‹ in seine Wohnung zu bringen. Er wunderte sich über sich, denn normalerweise folgte er seinen Gefühlen nicht.«
– S. 46


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13 Antworten zu “Herzensbücher #1 | Kunst, Liebe und falsche Spiele”

  1. Liebe Daniela,
    wie schön, dass du bei den Herzensbüchern dabei bist! Das freut mich unglaublich <3
    Ich kenne »Der letzte Weynfeldt« persönlich nicht, aber ich kann gut verstehen, weshalb das Buch ein Herzensbuch für dich ist. Manche Bücher wissen einen auf eine ganz eigene Art zu fesseln und bewegen einen auch lange nach der Lektüre noch.
    Mir ist beim Lesen deines Beitrages »Leinsee« von Anne Reinecke oft in den Sinn gekommen. Dieses Buch lebt nämlich auch eher von seiner Atmosphäre als von großer Spannung, aber diese Ruhe und Reineckes großartiger Schreibstil reichen einfach aus – ich glaube übrigens, dass »Leinsee« dir absolut gefallen würde.
    Alles Liebe
    Janika

    Gefällt 1 Person

    • Guten Morgen Janika

      Ja, ich habe es endlich geschafft mitzumachen. Eigentlich könnte ich die Beiträge ja super vorplanen, aber manchmal bin ich einfach so herrlich unorganisiert :D
      Danke für den Buchtipp, das sehe ich mir gerne genauer an. Ging das nicht letztes Jahr durch die Blogs?

      Dir ganz schöne Ferien in Irland! Das Titanic Hotel sieht ja traumhaft aus!!

      Grüessli, Daniela

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  2. Liebe Daniela,

    es freut mich so, dass du auch bei den Herzensbüchern mitmachst! Ich muss zugeben, von Suter habe ich bis jetzt noch nichts gelesen, aber dein Beitrag hat mein Interesse geweckt, und ich denke, ich werde mir beim nächsten Besuch in der Buchhandlung eines seiner Bücher schnappen. Vielleicht beginne ich dann direkt mit Weynfeldt, wer weiß.. ;)

    Liebste Grüße,
    Ida

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    • Liebe Ida,

      ja, ich habe es endlich auch einmal geschafft :)
      Von Suter kann ich dir eigentlich so gut wie alles empfehlen, meine Lieblinge sind neben dem Weynfeldt aber „Ein perfekter Freund“, „Die dunkle Seite des Mondes“ und „Der Teufel von Mailand“. Wobei… „Der Koch“ ist auch gut, oder „Elefant“, oder „Die Zeit, die Zeit“…
      Ach, am besten liest du einfach irgend etwas von ihm ! :D

      Grüessli, Daniela

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  3. Liebe Daniela,

    ohh! Ich freue mich so sehr, dass du jetzt auch bei Herzensbücher mit dabei bist! Auf ein schönes Jahr voller Herzensbücher!
    Dein Herzensbuch, das du uns diesen Monat vorstellst, kenne ich selbst leider nicht und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher auch noch nichts von Martin Suter gelesen habe. Ja, wirklich und ich fühle mich, gerade jetzt, wo ich es schreibe, ziemlich schlecht. Das ist eine Sache, die ich in diesem Jahr unbedingt nachholen möchte. Gerade bei Diogenes gibt es so viele Autoren, von denen ich noch nie etwas gelesen habe – Martin Suter, Benedict Wells usw. -, es aber nicht mehr lange so bleiben soll. Ich werde mir deinen Lektüretipp zu Herzen nehmen und mich daran erinnern, wenn ich mich dazu entschließe, mit Martin Suter einzusteigen. Danke!

    Herzliche Grüße & ein schönes Wochenende!
    Sabrina

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    • Hallo Sabrina

      Ja, endlich habe ich es einmal geschafft. Und ich hoffe, ich kann auch regelmässig daran teilnehmen, möchte aber diesbezüglich nichts versprechen.
      Von Suter gibt es einige gute Bücher, die du entdecken kannst. :)

      Grüessli, Daniela

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  4. Meine allerliebste Daniela

    Es tut mir so schrecklich leid, dass ich mir in den letzten Wochen nicht die Zeit genommen habe, bei dir zu kommentieren. Ich geniesse es gerade um so mehr, endlich wieder stöbern und diskutieren zu können, was ich so vermisst habe.

    Ich hoffe, dass es dir sehr, sehr gut geht und du wirst in nächster Zeit wohl ein paar Kommentare von mir finden :-)

    Leider muss ich ganz ehrlich gestehen, dass ich – zumindest, soweit ich mich erinnern kann – noch nie etwas von Martin Suter gelesen habe….und das als Schweizerin, Asche über mein Haupt. Da bei meinen Eltern aber noch ein paar Bücher von ihm stehen, werde ich sicher bald einmal die Gelegenheit nutzen und diese Wissenslücke zumindest ein wenig füllen :-)

    Alles Liebe an dich und sehr sonnige Grüsse
    Livia

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    • Liebe Livia

      Mir geht es wie dir, ich komme in letzter Zeit auch viel zu wenig auf anderen Blogs vorbei, um zu stöbern und zu kommentieren. Meist bin ich eher die stille Mitleserin. Das ist also gar nicht schlimm, aber natürlich freue ich mich über deine vielen Kommentare :)
      Ich kann dir Martin Suter wirklich sehr empfehlen, ich finde seine Bücher äusserst kurzweilig und unterhaltsam.
      Grüessli, Daniela

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