Eine weisse Glut | Sarah Marie Keller | Juni 2014 | Selbstverlag | 254 Seiten
»Das ist die Tragik der Geschichte«, sagte Uruk bedrückt. »So ist es immer gewesen und wird es immer sein. Ein ewiger Kreis. Die Städtebauer lernen nichts dazu, wie es aussieht.« (S.154)
Erster Satz
In dieser Nacht erfüllte sich die Letzte Prophezeiung.
Verlagstext
Die Flammen des Weltenbrandes sind dabei, die Welt zu verschlingen. Während sich der Dritte Todesengel unter der Führung der wahnsinnigen Kaiserin Elara unaufhaltsam den letzten freien Königreichen nähert, droht alles, wofür Garian, Taya, Uruk und Noa gekämpft haben, zerstört zu werden.
Allein Dalans Rückkehr scheint die Welt noch retten zu können. Doch die Vergangenheit des Erlösers birgt ein dunkles Geheimnis, das vielleicht alle Hoffnung zunichte macht…
Meine Meinung
Zum dritten und letzten Mal durfte ich in die Welt der Städtebauer eintauchen und war richtig gespannt, wie es nach dem spannenden zweiten Band weiter gehen wird. Und eines kann ich vorweg nehmen, aus den Socken gehauen hat mich die Geschichte leider nicht, ich war gar etwas enttäuscht. Und das obwohl ich mir vom letzten Band so viel versprochen hatte.
Ziemlich genau dort wo Ein schwarzes Feuer geendet hat, setzt der finale Band nun wieder ein. Wir befinden uns in Medoran, wo sich Dalans letzte Prophezeiung nun erfüllen soll. Allerdings verläuft nicht alles so wie gedacht und so brechen Noa und Taya überstürzt auf, um ins Königreich Ambaria zurück zu kehren.
Mit im Gepäck haben sie die Baupläne für unzählige Kriegsmaschinen. Und so beginnen die Elfenkönigreiche damit eine eigene Streitmacht aufzubauen. In ihrer Weitsicht vergessen die Elfen jedoch auch die Orkkönigreiche nicht und versuchen diese Völker zu warnen und als Verbündete zu gewinnen. Die Freunde machen sich daher auf in Richtung Murika, wo sie geradewegs in eine Falle laufen. Kommen sie nun noch rechtzeitig, um in der alles entscheidenden Schlacht gegen den Todesengel den Sieg zu erringen?
Ich habe mich wirklich darauf gefreut, zum letzten Mal in die Welt der Städtebauer einzutauchen und ich war wirklich neugierig, ob ich mit meinem Verdacht bezüglich der Schenra-Vey richtig lag. Doch leider bildet Eine weisse Glut nicht den Abschluss, den ich mir für diese Reihe gewünscht hatte. Im Laufe der Lektüre fragte ich mich immer mehr, ob die Geschichte wirklich als Trilogie hätte erscheinen müssen, da gegen Ende vieles wieder sehr flach und glatt daher kam.
Für mich am interessantesten zu lesen waren die Szenen und Themen in Medoran bei den Schenra-Vey. Ihr blinder Fanatismus wurde von Sarah Marie Keller gut herausgearbeitet und liess mich ein paar mal ungläubig den Kopf schütteln. Auch der Hass gegenüber allem Fremden findet sich als Thema in der heutigen Politik immer wieder. Diese Szenen kommen daher wirklich brandaktuell daher und zeigen mit dem Finger auf, wohin uns das noch führen könnte. Und in der jüngeren Geschichte ja auch schon geführt hat.
Die Autorin beweist damit, dass sie ein Gespür für sensible und grosse Themen hat und auch keine Angst kennt, diese in ihren Werken anzusprechen. Wie ich in der Besprechung von Ein dunkler Funke bereits erwähnte, wofür lohnt es sich mehr zu kämpfen, als für die eigene Freiheit und Toleranz?
Ich muss gestehen, das dies aber auch schon das einzige war, dass sich irgendwie besonders positiv hervorgehoben hat. Der Rest versank dann leider etwas im Einheitsbrei des High Fantasy Genres und verlief für meinen Geschmack etwas zu glatt.
Ich war nicht wirklich überrascht, als einer der Hauptcharaktere starb, irgendwie musste das ja so kommen. Es können ja nicht alle unserer Lieblinge überleben in einem Krieg, richtig? Das wäre ja unrealistisch. Und auch die Trauer der verbliebenen Freunde vermochte nicht zu überzeugen und erreichte mich als Leser nicht. Viel zu schnell wurde sie abgehandelt und zu allem Übel nutze die Autorin dazu auch eher oberflächliche und allgemeine Floskeln.
»Ich weiss, dass es schwer ist, aber wir dürfen uns jetzt nicht von der Trauer überwältigen lassen«, sagte Sandarius. »Es wird eine Zeit geben, in der wir um die Gefallenen weinen können, doch im Augenblick brauchen wir all unsere Kraft.« (S. 226)
Generell war ich diesmal vom Schreibstil von Sarah Marie Keller eher enttäuscht. An vielen Stellen schlichen sich kleine Fehler ein, wurden Worte verdreht oder fehlten gar ganz. Auf mich machte das den Eindruck, als habe sie ihre zuvor so sorgfältig konstruierte Geschichte einfach nur noch möglichst schnell zu einem Ende bringen wollen (wahrscheinlich tue ich der Autorin mit dieser Aussage unrecht, aber der Eindruck, der bleibt). Vor allem in diesem letzten Teil vermisste ich auch die Einblicke in die fremde Welt und ihre Kultur, mir wurde vieles zu rasch und ohne Erklärung abgehandelt.
Besonders auffällig war die Ähnlichkeit des Ork-Kontinenten Murika mit Afrika, ähnliche Bauten (Pyramiden), ähnliche Kulturen und die gleiche Flora und Fauna. Das fand ich irgendwie ganz speziell und irgendwie ideenlos. Und als Kaiserin Elara auch noch mit dem Gedanken spielte, die Orks zu versklaven, musste ich wirklich einmal den Kopf schütteln. Für mich passte das einfach überhaupt nicht in diese Fantasygeschichte und war ein bisschen zu viel Gemeinsamkeit mit der realen Geschichte Afrikas.
So kam es, dass ich mich während der Lektüre gar fragte, ob die Dalan Prophezeiungen wirklich als Trilogie hätten erscheinen müssen, oder ob nicht eine Dilogie oder gar ein einzelner Erzählband ausreichend gewesen wären. Die Geschichte verlor für mich über die drei Bände viel von ihrem Zauber, besonders dieser finale Teil fällt meiner Meinung nach gegenüber den ersten zwei Bänden stark ab. Nicht einmal mehr die entscheidende Schlacht gegen den Todesengel konnte das sinkende Schiff retten. Der Beschreibung der Schlacht fehlte es an Tempo und Spannung. Und das obwohl Sarah Marie Keller doch im zweiten Teil bewiesen hat, dass sie es kann. Und so wurde das, was eigentlich als Höhepunkt der Geschichte gedacht war, irgendwie zu einem Lückenfüller. Ich hatte mir da für den dritten und letzten Band eindeutig mehr erhofft. Darum glaube ich, dass das Buch als Einzelband erzählerisch dichter hätte gestaltet werden können und so auch der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten hätte.
Fazit
So fällt das Fazit für diesen dritten Band leider eher enttäuschend aus. Eine weisse Glut vermochte die im zweiten Band angedeutete Spannung nicht mehr aufrecht zu erhalten und machte den Eindruck, als solle die Geschichte nur noch möglichst schnell zu Ende erzählt werde. Ich vermisste die Einblicke in die Welt der Städtebauer und viele Handlungsstränge wurden ohne Erklärung und viel zu rasch abgewickelt. Die einzigen Lichtblicke waren die Szenen mit den Schenra-Vey, deren blinder Fanatismus und Fremdenhass sehr gut portraitiert wurde.
Alles in allem war ich aber doch positiv überrascht von der gesamten Trilogie und beeindruckt, wie Sarah Marie Keller in ihrem jugendlichen Alter eine so detailreiche Welt erschaffen konnte. Die Dalan Prophezeiungen bieten gute und kurzweilige Unterhaltung und schaffen es auch, ernsthafte Themen anzusprechen.
Die Reihe
Ein dunkler Funke | Ein schwarzes Feuer | Eine weisse Glut
Mein Dank geht an Sarah Marie Keller für dieses Rezensionsexemplar. Meine persönliche Meinung wurde von diesem Umstand nicht beeinflusst.
4 Antworten zu “Rezension | Sarah Marie Keller – Eine weisse Glut”
[…] 2 und Band 3 der Trilogie sind ebenfalls bei Amazon […]
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[…] ins nahezu unermessliche gestiegen. Ein absolutes Idol! Als nächstes war dann glaub wirklich das eBook von Sarah Marie Keller an der Reihe. Leider hat mich der letzte Teil dieser Fantasy-Geschichte etwas enttäuscht, ich […]
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