Rezension | Eine Frage der Chemie – die chemische Formel für einen Bestseller

»Im Raum wurde es still. Es war die Art, wie sie widersprach – ohne Verlegenheit, ohne Melodram –, als würde sie das letzte Wort haben, als wüsste sie, dass sie am Ende gewinnen würde. Das war genau die Haltung, über die sich ihre Kollegen beschwert hatten.«

– Eine Frage der Chemie, S.142-143

Eine Frage der Chemie | Bonnie Garmus | aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann | März 2022 | Piper Verlag | 464 Seiten

Eigentlich würden ja noch genügend ungelesene Bücher auf meinem Bücherstapel schlummern. Aber wie das manchmal so ist, kann man an einigen Exemplaren einfach nicht vorbei gehen. Auf Instagram entdeckt, auf BookBeat Probe gehört und dann war klar, dieses Buch möchte ich auch in meinem Regal stehen haben. 
Und so kam es, dass ich abwechselnd ein, zwei Kapitel gehört und gelesen habe und dadurch nur so durch die Seiten geflogen bin. 

Kurz zum Inhalt

Es sind die 60er Jahre in den USA, eine Zeit in der Frauen Hemdblusenkleider tragen, sich mit den neusten Frisurentrends beschäftigen und Gartenvereinen beitreten. Niemand traut ihnen zu, sich für Wissenschaft auch nur zu interessieren, geschweige denn Chemikerin zu werden. Elizabeth Zott ist da anders, sie hat das Auftreten eines Menschen, der weiss, was er kann und möchte und das ist alles andere als Durchschnitt. Ihr Verstand ist messerscharf und das weiss sie auch.
Allerdings hat das Leben seine eigenen Pläne mit Elizabeth und so steht sie dann doch in einer TV-Küche und präsentiert die Show „Essen um sechs“. Allerdings geht sie auch dort ihren eigenen Weg, »denn für sie ist Kochen Chemie – und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände!«

Ein perfekt zusammengerührter Roman

Bereits nach den ersten Kapiteln ist klar, dieses Buch wird ein Pageturner. Schon nach wenigen Seiten ist man in der Story drin und erfreut sich ab dem Humor und der Leichtigkeit der Geschichte. Und das obwohl die Themen eigentlich nicht so viele Feel-Good Momente erwarten lassen. Aber irgendwie ist das Buch einfach perfekt zusammengerührt. Eine Frage der Chemie fühlt sich an wie ein Feel-Good Buch, das eigentlich keines ist. Denn Bonnie Garmus packt Themen wie Wissenschaft und Feminismus mit rein, schreibt darüber wie es ist, immer beiseite gedrängt zu werden oder sich seinen Platz in einer männlich dominierten Welt erkämpfen zu müssen. Neben dem grossen Unterhaltungswert bietet dieses Buch also auch spannende und wichtige Perspektiven zu lesen. Und dann gibt es auch noch Halbsieben, Elizabeths Hund, der fast sprechen kann.

»Männer und Frauen sind gleichermassen Menschen. Und als Menschen sind wir Produkte unserer Erziehung, Opfer unseres mangelhaften Bildungssystems und Bestimmer unseres Verhaltens. Kurz gesagt, Frauen Männer unterzuordnen und Männer Frauen überzuordnen ist nicht biologisch: Es ist kulturell.«

– Eine Frage der Chemie, S. 284-285

Geschrieben, um zu gefallen

Eins möchte ich grad einmal klarstellen, ich habe dieses Buch geliebt und auch schon ganz oft weiterempfohlen. Und es ist auch nichts verkehrt daran, ein Buch zu schreiben, dass den Leserinnen und Lesern gefallen soll. Nur hatte ich hier stark den Eindruck, dass das ganze Buch perfekt durchkomponiert wurde und die Charaktere so erschaffen wurden, dass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen. Elizabeth Zott ist genau jene Vorkämpferin für Emanzipation und Selbstbestimmung, die wir uns zur damaligen Zeit gewünscht hätten. Zudem sind auch Freud und Leid perfekt aufeinander abgestimmt, nicht zu viel und nicht zu wenig, nur genau so viel von beidem, dass es realistisch bleibt. Und seien wir ehrlich, das funktioniert. Das Buch hat Witz und Leichtigkeit, die Lektüre macht Spass und vermittelt wichtige Themen und Perspektiven ohne belehrend zu sein.
Einziger Wermutstropfen war für mich dieses mega Happy happy End. Für meinen Geschmack ein wenig too much und für die Geschichte unnötig. Es würde viel besser zu einem dieser Hollywood Blockbuster passen. Wobei ich mir Eine Frage der Chemie echt gut als Kinofilm vorstellen könnte, der würde bestimmt ein Kassenschlager.

Fazit

Eine Frage der Chemie ist ein toller Roman, voller Witz, Charme und Leichtigkeit erzählt Bonnie Garmus von wichtigen Themen und bringt spannende Perspektiven ein. Ihre Protagonisten brechen mit den gewohnten Rollenbildern und kämpfen für mehr Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Die Geschichte lässt sich toll und süffig lesen, wenn ich auch das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass die Charaktere und alles drum und dran geschrieben wurde, um zu gefallen. Und zwar einem möglichst breitem Publikum.
Nichts desto trotz kann ich euch die Geschichte wärmstens empfehlen, weil sie einfach Unterhaltung vom Feinsten ist.

Weitere Meinungen

»Bonnie Garmus hat es geschafft einen außergewöhnlichen Roman zu erschaffen der sich trotz ernsten Themen leicht liest- einfach ein wunderschöner Schreibstil.«Veralitera

»Ein wunderbarer Roman über die 1960er Jahre, in denen so langsam ein Umdenken in den Menschen vonstatten ging. Ein Umdenken, dass Frauen mehr können, mehr sind, als nur Hausfrau und Mutter. Ein Gesellschaftsbild, dass sich bis heute noch nicht wirklich aus den Köpfen vieler lösen konnte und das uns vermutlich auch noch lange begleiten wird. « Buchperlenblog

»Ich habe das Buch großer Bewunderung für Frauen wie Elizabeth beendet, die sich in den 50er und 60er Jahren gegen das Patriachat aufgelehnt und Frauen ermutigt haben, ihre beruflichen Träume trotz aller Vorurteile und Hindernisse zu verwirklichen. Ich gebe eine große Leseempfehlung für dieses Buch und vor allem diese tolle Progatonistin!«Buchsichten


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8 Antworten zu “Rezension | Eine Frage der Chemie – die chemische Formel für einen Bestseller”

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