Rezension | Shutter Island – Die Insel des Wahnsinns

»Ich bin nicht verrückt. Wirklich nicht. Aber genau das würde ein Verrückter auch behaupten. Das ist das Kafkaeske an der Situation. Wenn andere überall herumerzählen, dass man verrückt ist, obwohl es nicht stimmt, dann untermauern alle Beteuerungen des Gegenteils nur diese Behauptung.«

– S. 267

Shutter Island | Dennis Lehane | Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer | 2004 | Ullstein | 363 Seiten

Ewig schon schiebe ich diese Rezension vor mir her und das ohne ersichtlichen Grund. Denn Shutter Island ist toll, spannend und absolut überraschend. Das Buch bildet die Vorlage zum gleichnamigen Film von Martin Scorsese, indem Leonardo DiCaprio und Mark Ruffalo die Hauptrollen spielen. Und so werde ich in dieser Rezension nicht nur auf das Buch eingehen, sondern auch ein bisschen etwas zum Film sagen.

Kurz zum Inhalt

Vor der Küste Bostons liegt Shutter Island, eine abgeschottete Insel auf der eine Psychatrieanstalt für die gefährlichsten und schlimmsten aller Straftäter steht. Hierhin verschlägt es nun Edward „Teddy“ Daniels und seinen Partner Chuck. Zusammen sollen die beiden U.S. Marshalls das mysteriöse Verschwinden einer Patienten aus ihrer abgeschlossenen Zelle untersuchen. Doch je länger sie sich auf der Insel aufhalten und je tiefer sie in diesem Fall graben, desto verworrener und undurchsichtiger wird die Geschichte.
Unermüdlich geht Teddy den Spuren nach. Wie viele Straftäter leben wirklich in dieser Einrichtung? Und was geht eigentlich im Leuchtturm vor sich? Mehr als einer der Insassen und Pfleger spielen ein doppeltes Spiel.

Das Spiel mit dem Kopf

Ich muss gestehen, während der Lektüre des Buches hatte ich immer ein wenig den Film im Hinterkopf. Diesen gucke ich mir nämlich immer einmal wieder an, wenn er im TV ausgestrahlt wird. Dementsprechend klein war eigentlich auch das Bedürfnis, die literarische Vorlage zu lesen. Als ich es jedoch vor ein paar Jahren im öffentlichen Bücherschrank entdeckte, konnte ich auch nicht daran vorbei laufen.
Und wie gesagt, lief während der Lektüre der Film in meinem Kopf ab. Zum einen weil der Schreibstil sehr bild- und filmhaft war, zum anderen weil sich der Film auch sehr nah an der Romanvorlage bewegt.

Die Geschichte beginnt sehr geradlinig, die beiden U.S, Marshalls erreichen die Insel, lassen sich die Ereignisse schildern, begutachten die Örtlichkeiten und beginnen Fragen zu stellen. Als dann jedoch die verschwundene Patientin wieder auftaucht und der Fall eigentlich gelöst scheint, geht das Verwirrspiel erst richtig los. Und das lässt einem an seinem eigenen Verstand zweifeln, irgendwie scheint jeder etwas zu verbergen. Immer weiter werden die Leser*innen zusammen mit Teddy und Chuck in die bedrohlichen Machenschaften hinein gezogen und trauen bald niemandem mehr. Die Spannung und Beklemmung steigert sich so sehr, bis man nicht mehr weiss, was Realität und was Wahn ist.
Und auch das Ende ist absolut abgefahren, dass man seinen eigenen Augen nicht traut. Aber egal wie oft man den finalen Plottwist auch liest, es ist wirklich so, wie es da steht. Die eigenen Augen spielen einem keinen Streich.

»Die Vertreter der alten Schule«, erklärte Cawley, »propagieren Elektroschocks, partielle Lobotomien und bei besonders fügsamen Patienten Bäderkuren. Psychochirurgie nennt man das. Die neue Schule ist äusserst angetan von der Psychopharmakologie. Das soll die Zukunft sein. Schon möglich. Ich weiss es nicht.«

– S.104-105

Wenn ich so im Nachhinein über das Buch nachdenke, hätte ich mir vielleicht einen Schreibstil gewünscht, der die Geschichte ein wenig mehr voran treibt und die Spannung hoch hält. Grad im letzten Teil, wo Teddy immer mehr seinem Wahn anheim fällt, gibt es einige Doppelungen und Szenen, die etwas in die Länge gezogen wirken. Allerdings mag dieser Eindruck auch damit zusammen hängen, dass ich den Film bereits sehr gut kenne und so unglaublich auf die Pointe hin gefiebert habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Auflösung im Buch dargestellt wird und so mag es sein, dass ich grad die Kapitel kurz davor beinahe nur quer gelesen habe.

Das Buch und der Film

Oft wird ja gesagt, man soll zuerst das Buch lesen und erst anschliessend die Verfilmung schauen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich da nicht so zimperlich bin und mir auch Spoiler – wie jetzt in diesem Fall die Auflösung – nicht allzu viel ausmachen. Grad hier bei Shutter Island war ich auch sehr gespannt auf den Weg dahin.
Wie bereits erwähnt, hält sich der Film sehr genau an die Buchvorlage und so hatte ich während der Lektüre ein wunderbares Kopfkino mit Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley und Mark Ruffalo. Und nun unglaublich Lust, den Film noch einmal zu sehen.
Der Vorteil des Buches liegt klar darin, dass sich immer wieder kleine Einblicke in Teddy Daniels Kopf bieten. Allerdings wird das auch schnell verwirrend. Im Film lassen sich diese Sequenzen bildlich besser abgrenzen. Buch wie Film sind aber genial gemacht und unglaublich fesselnd. Von mir gibt es klar eine Empfehlung für beides.

Fazit

Shutter Island – sowohl Buch als auch Film – ist packend, verstörend und überraschend. Die Geschichte ist genial konstruiert und vor allem zu Beginn sehr gradlinig erzählt. Nach und nach kommen aber immer mehr Details ans Licht, die nicht nur die Protagonisten an ihrem Verstand zweifeln lassen, sondern auch die Leser*innen. Und die Auflösung wirbelt dann noch einmal alles durcheinander. So geht Thriller!

Weitere Meinungen

»Alles in allem ist dieses Hörbuch ein guter Einstieg in diese Welt. Einerseits ist es schön kurz, womit die Spannung richtig schön zur Geltung kommt und andererseits gibt die Geschichte genug Wendepunkte, dass man kaum ausschalten möchte. Der einzige negative Punkt, der den wirklich allerletzten Satz betrifft, kann man verschmerzen und zieht auch die Gesamtwertung des (Hör)-buches nicht herunter.«Lesen macht glücklich

»Beklemmend, bedrohlich und verstörend, sind die die ersten Worte, welche mir zu diesem Buch einfallen und dies aber auf positive und vor allem mitreißende Art und Weise.
Ich kann meine Begeisterung kaum in Worte packen und beende hiermit meine Rezension und sage nur noch: „Leute! Unbedingt lesen!“«
Pink Anemone

»So muss ein Thriller sein. Packend, voller Überraschungen und einem Ende das man nicht erwartet hat. Wer den Film zum Buch noch nicht gesehen hat, sollte sich zuerst das Buch vornehmen, um sich selbst einen Eindruck von der Geschichte rund um Shutter Island zu bilden. Eine eindeutige Leseempfehlung.«Books & Phobia


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4 Antworten zu “Rezension | Shutter Island – Die Insel des Wahnsinns”

  1. Liebe Daniela

    Den Film habe ich immer noch nicht gesehen, ich mag aber Leo DiCaprio auch einfach nicht so gerne… Vielleicht sollte ich mir dann um so dringender einmal das Buch gönnen, dann kann ich mir noch ein viel neutraleres Bild von der Geschichte machen.

    Danke für den Tipp
    Livia

    Gefällt 1 Person

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