»Ja«, sagte er klar heraus und entliess die Luft aus seinen Lungen in einem Seufzen. »Weil es immer etwas geben wird, das Maschinen nicht verstehen.«
– S.330
Beta Hearts | Marie Grasshoff | September 2020 | Bastei Lübbe | 512 Seiten
*Beta Hearts ist der finale Band der Neon Bird Trilogie und diese Rezension kann Spoiler zu den vorangegangenen Bänden enthalten.*
Der letzte Teil dieser unglaublich spannenden und vielseitigen Trilogie steht nun also auch bereits gelesen bei mir im Regal. In einem spontanen Buddyread mit Hannah vom Blog Buchfreaks habe ich mich auf die letzte Reise mit Andra, Flover und Co. begeben, mich über ein paar Charaktere geärgert, die Entwicklung von anderen bejubelt und mich einfach unglaublich gefreut noch einmal in diese tolle Welt eintauchen zu dürfen. Aber konnte Beta Hearts auch dem Erwartungsdruck nach den beiden wunderbaren Vorgängern standhalten? Ich verrate es euch in der ausführlichen Rezension.
Kurz zum Inhalt
Beta Hearts beginnt genau dort, wo Cyper Trips geendet hat. Im Jahr 2101 führt die Menschheit einen verzweifelten Kampf gegen die ausser Kontrolle geratene Künstliche Intelligenz KAMI, die die Menschen infiziert und in Cyborgs verwandelt, die sie nach ihrem Willen steuern kann. Stadt um Stadt, Land um Land fallen so unter ihre Kontrolle und die letzten Nicht-Infizierten befinden sich auf der Flucht.
Doch von einem entlegenen Winkel der Erde aus formiert sich die Weltregierung für den alles entscheidenden Kampf neu. Eine bahnbrechende Entdeckung schürt Hoffnung. Währenddessen fragt sich die Yuna Kriegerin Andra, was ihre Visionen von KAMI’S Hauptwirtin zu bedeuten haben und stellt die Kampfvorbereitungen öffentlich in Frage…
5 Figuren, 5 Entwicklungen
Wie schon in den ersten zwei Bänden wird auch hier die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was ein super Gesamtbild über die Geschehnisse gibt. Und auch ganz viel Raum für Charakterentwicklung lässt. Grad diesbezüglich bin ich voll auf meine Kosten gekommen, im Positiven, wie im Negativen.
Sehr gefreut habe ich mich über die Entwicklung von Andra. Im zweiten Band habe ich mich ja noch darüber geärgert, wie sie völlig passiv durch das ganze Buch marschiert ist. Hier nimmt sie nun ihr Schicksal in die eigenen Hände, macht sich ihre Gedanken, hinterfragt und vor allem steht für ihre Überzeugungen ein. Auch wenn sie dies in eine ausweglose Situation bringt. Ein paar Sympathiepunkte eingebüsst hat hingegen Okijen. Ab einem gewissen Punkt habe ich mich nur noch über seine blinde Regierungstreue aufgeregt.
KAMI’s Perspektive habe ich auch in diesem Band wieder sehr gerne gelesen, da es viel Raum für ethische und philosophische Gedanken bietet. Grad in den Gesprächen mit Andra wird das sehr gut herausgearbeitet. Was macht das Mensch sein aus? Wann ist ein Leben lebenswert? Können die Menschen sich ändern? Abschliessende Antworten gibt es nicht, aber regen diese Fragen doch zum eigenen Reflektieren und Denken an.
Eine facettenreiche Welt
Über die Vergangenheit wird in Beta Hearts an mehreren Stellen gesprochen. So gibt es nicht nur einige Ereignisse aus Flover’s Kindheit (welche mit ein Grund für seine Entscheidungen in diesem Buch sind) zu entdecken, ich habe auch endlich all die Hintergrundinformationen erhalten, die ich in den zwei vorangegangenen Bänden so schmerzlich vermisst habe. Und was ich bereits im ersten Band geahnt habe, hat sich hier bewahrheitet, es ist nicht alles so wie es scheint, die Goldenen Drei sind nicht die Retter der Welt, für die sie sich gerne halten. Was auch für das grosse Finale noch eine Rolle spielen wird.
Der Weltenbau in der Neon Birds Trilogie ist eine Klasse für sich. Nicht nur ist die Welt voller Details und es lassen sich immer wieder neue Dinge entdecken, ich glaube auch, dass die Autorin uns noch ganz viel von ihrer Welt erzählen könnte, was den Weg in diese Trilogie gar nicht gefunden hat. Das beweisen nicht nur die Akten, Gesprächsnotizen und Radiomitschnitte, die immer wieder zwischen den Kapiteln eingefügt sind.
»Und während sie selbst nach ihrem Glück streben, ohne zu wissen, dass sie es tun, behindern sie andere, dasselbe zu tun. Weil sie neidisch sind. Weil sie der eigenartigen Auffassung sind, Glück sei begrenzt und wenn jemand anders welches hätte, hätten sie weniger.«
– S. 309
Grosses Finale? Naja…
Natürlich war der Erwartungsdruck an das Finale dieser Science Fiction Trilogie immens hoch, denn insgesamt gehören die drei Bücher zu meinen Jahreshighlights und sie bilden auch eine wunderbare Einheit. Es ist schwierig, die Bücher einzeln zu betrachten. Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden fällt der finale Band für mich aber ein wenig ab. Nach den spannenden und vor allem rasanten ersten Bänden liest sich das grosse Finale nämlich erstaunlich ruhig und nachdenklich. Das ist erstmal nichts Schlechtes, nur bin ich halt mit einer ganz anderen Erwartungshaltung an die Geschichte rangegangen und so wurde ich erst einmal ein wenig enttäuscht. Ein wenig lag das sicher auch an den vielen offenen Enden. Was für Experimente führte die Älteste mit Andra durch? Und warum war Flover scheinbar immun gegen KAMIs Nanopartikel? Eine eindeutige Antwort gibt es bis zum Ende nicht und das obwohl ihre Geschichten in der Trilogie so viel Raum einnehmen.
Dafür konnte mich dann KAMI’s Entscheidung überraschen und so fand ich das Ende doch sehr erfrischend und unkonventionell für dieses Genre. Es muss nicht immer bis zum bitteren Ende gekämpft werden, man darf seine Meinung ändern oder sich überzeugen lassen. Auch das zeugt von Stärke und Mut.
»Vielleicht sind wir ja gar nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, das besser ist als wir. Etwas, das stärker ist vielleicht. Oder klüger. Aber nichts, das uns in allem übertrifft.«
– S.330
Fazit
Beta Hearts ist ein absolut würdiger Abschluss für die Neon Birds Trilogie und es hat Spass gemacht, die lieb gewonnen Charaktere ein letztes Mal auf ihrer Reise zu begleiten. Dieser Band liest sich ruhiger als seine Vorgänger und beantwortet viele Fragen, die mich seit dem Auftaktband begleiten. Allerdings werden auch wieder neue Fragen aufgeworfen, so dass am Schluss für meinen Geschmack zu viele Enden noch (oder wieder) offen sind. Allerdings lässt sich die Autorin so auch noch ein Hintertürchen offen für allfällige Spin-off Bände offen.
Die Neon Birds Trilogie als Gesamtes ist für mich aber ein kleines Jahreshighlight und ein gelungener Ausflug in ein Genre, dass ich sonst nicht so lese. Die Bände bilden eine famose Einheit und bieten ganz viel Spannung und Lesevergnügen.
Die Reihe
Neon Birds | Cyper Trips | Beta Hearts
Weitere Meinungen
»Die ganze Neon Birds Reihe hat mir unglaublich gut gefallen und Beta Hearts war ein absolut gelungener Abschluss. Die Charaktere, die Welt, der Plot, … alles hat mir super gefallen und sogar mit dem Ende bin ich zufrieden, denn es passt einfach zum Rest der Geschichte. Das ist eine definitive Leseempfehlung von mir.« – Kat from Minas Morgul
»Beta Hearts ist ein starker, überraschender Abschluss der Neon Birds-Trilogie und überzeugt durch spannend gesetzte Wendepunkte und Enthüllungen.« – Buch und Gewitter
»Auch wenn der dritte Band folglich nicht ganz an die beiden Vorgänger heranreicht, steckt zwischen den Buchklappen von Beta Hearts nichtsdestotrotz eine außeregwöhnliche Geschichte. Die gesamte Serie ist überzeugend – sowohl schriftstellerisch als auch inhaltlich – auch wenn ich mir für den grundlegenden Plot einen etwas raffinierteren Ausgang gewünscht hätt.« – Prettytigers Bücherregal
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4 Antworten zu “Rezension | Beta Hearts – Hält das Finale dem Erwartungsdruck stand?”
[…] Neon Birds | Cyber Trips | Beta Hearts […]
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[…] Neon Birds | Cyber Trips | Beta Hearts […]
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[…] gehörig durcheinander. Folglich war mein Kopf auch gar nicht so bei den Büchern.Gelesen habe ich Beta Hearts von Marie Grasshoff und Die Tote am Lago Maggiore von Bruno Varese. Besonders das Finale der Neon […]
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[…] chrissis blogging live♡ justmiaslife♡ MySnarkySelf♡ Nicht noch ein Buchblog!♡ read eat live♡ […]
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