Rezension | Die Wunderfrauen – Alles was das Herz begehrt

»Merke: Was darf’s sein, sagt man allgemein zu jedem Kunden. Mit „was darf’s denn heute sein“, betont man, dass man sich freut, die Stammkundin wiederzusehen.«
– aus Luises Ladekunde-Album, S.288

Kurz zum Inhalt

„Darf‘s ein bisschen mehr sein?“
1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen … und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen.
Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein. (Quelle: S.Fischer Verlage)

Stimmige Atmosphäre

Mei, war des a stimmigs Buach!
Von der ersten Seite weg werden wir von Die Wunderfrauen in die Zeit der 50er Jahre entführt. In die Nachkriegszeit, wo vieles noch in Trümmern liegt und im Aufbau begriffen ist, aber auch in die Wirtschaftswunderjahre, in denen die Menschen wieder zu Träumen beginnen und sich ihre Zukunft in bunten Farben ausmalen. Die_Wunderfrauen_1Es ist eine Zeit der Gegensätze, Fortschritt trifft auf Tradition und zwischen all dem versteckt sich immer noch braunes Gedankengut.
Wie ich bereits sagte, das Buch war äusserst stimmig. Ohne viele Worte fühlte ich mich in diese Zeit zurückversetzt, hörte die verrückte Musik der Amerikaner, das knattern der alten Motorräder, fühlte mit Luise, Helga, Marie und Annabel mit, wenn sie unter den patriarchalischen Strukturen litten, träumte mit ihnen von einer gerechteren Welt.
Diese stimmige Atmosphäre, der Zeitgeist und das gemütliche, bayrische Setting am Starnberger See machen dieses Buch zu einem richtigen Schmankerl und zu einer unterhaltsamen und süchtig machenden Lektüre. Und natürlich bringt auch der mitreissende Schreibstil der Autorin Leben in die Geschichte.

»Nachdem Helga zwei ihrer grössten Koffer gepackt hatte, warf sie einen letzten Blick auf ihr verwüstetes Zimmer und stahl sich, noch etwas benebelt und wackelig auf den Beinen, aus dem Haus. Auf Nimmerwiedersehen.«
– S.67

Vier Frauenschicksale

Erzählt wird anhand von vier Frauenschicksalen. Louise Dahlmann möchte sich den lange gehegten Wunsch eines eigenen Tante Emma Ladens erfüllen. Annabel von Thaler ist die Gattin des Chefarztes der Starnberger Seeklinik und gefangen in ihrem goldenen Käfig. Maria Wagner wurde während des Krieges aus Schlesien vertrieben und Helga Knaup bricht mit ihren Eltern und ihrem vorgezeichneten Leben als Fabrikantentochter.
Die Geschichten der Frauen und ihrer Familien sind einfühlsam erzählt. Anders als noch ihre Mütter suchen sie sich ihr persönliches Glück, was auch mal abseits der vorgezeichneten Pfade liegen kann. Und vor allem nicht den Vorstellungen ihrer Väter oder Ehemänner entsprechen muss. Die vier Frauen entdecken ihre eigenen Wünsche, gehen ihre eigenen Wege und beginnen sich zu emanzipieren. Diese Entwicklung ist spannend mit zu verfolgen und ich freue mich darum schon sehr auf die Fortsetzungen.

Die_Wunderfrauen_2

Fazit

Die Wunderfrauen ist einfach ein herzerwärmendes Buch für’s Gemüt, das aber durchaus auch Themen wie den Nationalsozialismus, HighlightFlucht und Vertreibung oder die Verschleppung in Arbeitslager aufgreift. Allerdings wird die Handlung an den Starnberger See verlegt, so dass gemütliche und bayrische nicht zu kurz kommt. Die authentische Atmosphäre verleiht dem Buch zudem das gewisse Etwas, so dass ich es nicht mehr aus der Hand legen mochte. Für mich ist Die Wunderfrauen ganz klar ein Lesehighlight dieses Sommers und ich freue mich auf die Fortsetzungen.

Die Wunderfrauen-Reihe

Alles was das Herz begehrt | Von allem nur das Beste | Freiheit im Angebot

Weitere Meinungen

»Diese Lektüre war für mich ein echter Genuss, bei dem mir das Leben der 50er Jahre sehr lebendig und unterhaltsam vor Augen geführt wurde. Auf die Fortsetzung dieser Reihe freue ich mich schon sehr und bin gespannt, welche Entwicklungen die Frauen vorantreibt.« – Sommerleses Bücherkiste

Ihr habt das Buch ebenfalls rezensiert und möchtet gerne verlinkt werden? Dann lasst mir doch in den Kommentaren euren Rezensionslink da. 


Bei diesem Buch handelt es sich um ein Leseexemplar des S.Fischer Verlags. Meine ehrliche Meinung blieb davon unberührt. 

Durch das Hinterlassen eines Kommentars erklärt ihr euch damit einverstanden, dass eure IP-Adressen und ggf. der (Nutzer-) Name, die E-Mail Adresse und eure Website-Url gespeichert werden.

4 Antworten zu “Rezension | Die Wunderfrauen – Alles was das Herz begehrt”

  1. Liebe Daniela

    Das Buch habe ich nun schon einige Male bei Instagram entdeckt und deine begeisterte Rezension hat nun dafür gesorgt, dass ich mir das Buch auf die Wunschliste gepackt habe. Besonders überzeugt mich, dass die Atmosphäre so authentisch ist, darauf freue ich mich schon sehr.

    Vielen Dank für den Buchtipp und alles Liebe
    Livia

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: