Nathan Winters | Der Zug aus Enfield | Parlez Verlag | Oktober 2019 | 347 Seiten
Dieses Buch ist ein Leseexemplar, meine Meinung ist davon unbeeinflusst.
»Eine seltsame Stimmung lag in der Luft, von der Art, wenn drohende Ereignisse bereits ihre Schatten warfen. Edwards kannte das noch aus seiner Zeit, als er als Constable in Whitechaple Dienst getan hatte. Eddy hatte von einer Lunte gesprochen, für die ein Funke genügte. Einen treffenderen Vergleich konnte auch Edwards nicht finden.«
– aus „Der Zug aus Enfield“, S. 122
Im viktorianischen London bucht die amerikanische Detektivin Celeste Summersteen etwas enttäuscht eine Schiffspassage in die Heimat. Sie freut sich gar nicht auf den langweiligen Papierkram im Büro der Detektei „Pinkerton“. Viel liebe würde sie Inspector Edwards von Scotland Yard noch einmal behilflich sein.
Und schneller als gedacht geht ihr Wunsch auch in Erfüllung. Als ein Transportzug aus der Waffenfabrik Enfield überfallen und ausgeraubt wird und die Eisenbahnmitarbeiter kaltblütig ermordet werden, spannt Insepector Edwars sie in seine Ermittlungen ein. Bald schon geraten die beiden aber unter Druck, da die Öffentlichkeit und der Premierminister schnellst möglich einen Schuldigen sehen wollen, egal wen.
Gleich zu Beginn des Buches wird der Titelgebende Zug überfallen. Und das äusserst brutal, mit Explosionen und ganz schön viel Blut. Der Zug selbst war bis unters Dach mit der neusten Waffentechnik beladen und hätte eigentlich zur Britischen Armee gemusst. Natürlich fehlte beim Eintreffen der Polizei jegliche Spur der Waffen und weder die Fabrik noch das Militär sind besonders auskunftsfreudig. Wer hat also die Waffen gestohlen?
Eine grosse Stärke des Buches ist das viktorianische Setting, dass der Autor sehr bildhaft und lebendig rüber zu bringen vermag. Ich konnte wirklich ganz in diese Zeit eintauchen, wobei ich erwähnen möchte, dass ich in Bezug auf die historische Genauigkeit und Richtigkeit keine Expertin bin. Allerdings konnte ich mir die Epoche sehr bildhaft vorstellen. Grade auch, weil die sozialen Gegensätze und Ungerechtigkeiten ebenfalls thematisiert wurden. Besonders der schwelende Hass auf die Iren, die immer wieder als Sündenböcke für alles mögliche herhalten müssen, wird aufgegriffen und ist Thema während den Ermittlungen von Edwards und Summersteen. Man merkt, wie die aufklaffende Schere von Arm und Reich das Empire vor immer grössere Probleme stellt.
Etwas mehr Mühe bereiteten mir hingegen die vielen Charaktere und der Kriminalfall an sich. Die Charaktere sind zwar gut heraus gearbeitet, haben ihre Ecken und Kanten und besonders das ungleiche Ermittlerduo ergänzt sich mit seinen Fähigkeiten perfekt. Die kleinen Kabbeleien sind einfach nur erfrischend zu lesen, da sprühen regelrecht die Funken. Allerdings hätte ich es bei diesem Buch von Vorteil gefunden, Band 1 zu kennen. Viele Namen wären mir wohl schon geläufig gewesen und ich hätte sie mir nicht so aus der Geschichte erschliessen müssen. Das hat besonders zu Beginn etwas den Drive aus der Geschichte genommen.
Der Fall und die Ermittlungen sind grundsätzlich spannend gestaltet und bieten auch einige Möglichkeiten zum miträtseln und mitfiebern. Ich persönlich hatte aber nach einer Zeit Mühe, den Zusammenhängen zu folgen und die Auflösung war zwar überraschend, für mich aber auch irgendwie weit hergeholt und somit nicht ganz nachvollziehbar. Ich habe zwar keine Logikfehler oder Lücken in der Argumentation entdeckt, aber am Ende des Buches sass ich so da und dachte ganz ungläubig:“Echt jetzt?“.
Trotz der zwei kleinen Kritikpunkte am Schluss konnte mich dieser viktorianische Krimi sehr gut unterhalten und es hat Spass gemacht Celeste Summersteen und Inspector Edwards bei ihren Ermittlungen über die Schulter zu gucken. Die Geschichte ist wirklich kurzweilig und so wandert nicht nur Band 1 auf meine Wunschliste, sondern ich hoffe auch auf mehr von dem ungleichen Ermittlerduo.
Die Reihe
Das Geheimnis der Madame Yin | Der Zug aus Enfield
Weitere Meinungen
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Eine Antwort zu “Quicktipp | Der Zug aus Enfield – eine Zeitreise ins viktorianische London”
[…] geht das neue Jahr mit guten Büchern weiter. Ganz zu Beginn des Monats habe ich Der Zug aus Enfield beendet. Ich habe diese Geschichte zwar im Januar schon mal zu meinen gelesenen Büchern gezählt, […]
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