Wir alle haben sie. Bücher, die uns den Atem rauben, die uns träumen lassen und von denen man sich wünscht, sie würden nie enden. Absolut geniale Meisterwerke, die wir immer wieder lesen können und allen und jedem empfehlen, ob er oder sie es hören will oder nicht. Ganz klar, ich spreche von Herzensbüchern.
Genau zu diesen besonderen Geschichten haben sich Janika und Sabrina eine kleine Aktion ausgedacht. Immer am 20. jeden Monats stellen sie in kurzen, knackigen Worten eines ihrer absoluten Lieblingsbücher vor, in der Hoffnung, dass sich diese Liebe verbreitet und solche wunderbaren Bücher mehr Aufmerksamkeit bekommen Diese dürfen auch gerne schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben.
Nachdem ich letzten Monat bei den Herzensbüchern ausgesetzt habe, bin ich nun wieder mit dabei und möchte über ein Buch sprechen, dass trotz seinen 46 Jährchen nichts an Aktualität eingebüsst hat. Und zwar handelt es sich um:
Michael Ende – Momo
Momo ist wahrlich kein unbekanntes Buch. Viele von euch werden es bereits gelesen und geliebt haben. Die Geschichte um ein kleines Mädchen und die grauen Herren verzaubert aber immer wieder aufs Neue.
Momo lebt am Rande einer grossen Stadt in einem alten, verlassenen Amphitheater und besitzt nichts, nur das, was sie findet oder ihr geschenkt wird. Aber eines hat Momo zu genüge und das ist Zeit. Diese verschenkt sie grosszügig, an die Kinder der Nachbarschaft, deren Eltern und jedem, der sie besuchen geht. Momo ist eine ausserordentlich aufmerksame Zuhörerin und so trifft sich bald Jung und Alt bei ihr im Amphitheater.
Wenn nur nicht diese grauen Herren wären. Bösewichte, erschaffen von den Menschen selbst, die aus lauter Angst, etwas zu verpassen, nicht mehr wissen, was wirklich zählt im Leben. Diese grauen Herren haben es auf die Lebenszeit der Menschen abgesehen und nur Momo vermag sich ihnen entgegen zu stellen.
»Niemand schien zu merken, dass er, indem er Zeit sparte, in Wirklichkeit etwas ganz anderes sparte. Keiner wollte wahrhaben, dass sein Leben immer ärmer, immer gleichförmiger und immer kälter wurde. […]
Aber Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.
Und je mehr die Menschen daran sparten, desto weniger hatten sie.«
– Momo, S.78
Wenn man so will, ist Momo eines der ältesten Kinderbücher, welches sich dem Thema Achtsamkeit widmet und besonders die Erwachsenen auf das Thema Zeit aufmerksam machen sollte. Wie gehen wir mit unserer Zeit um? Jeder und Jede von uns wird wohl schon einmal den Satz „Ich habe jetzt keine Zeit.“ in der ein oder anderen Form in den Mund genommen haben. Und nur weil wir eine Aufgabe vielleicht schneller, oder drei Dinge gleichzeitig erledigen, heisst das nicht, dass wir am Ende mit mehr Zeit dastehen. Auch diese Erfahrung dürften wohl die meisten schon einmal gemacht haben. Sind wir alle also bereits tief in den Fängen der grauen Herren?
Die Titelheldin bringt uns mit ihrer Ruhe und Gelassenheit dazu, über diese Gesellschaft nachzudenken, die immer nach mehr strebt, wachsen und möglichst viel aus der Lebenszeit rausholen will. Die grauen Herren bilden dafür eine wunderschöne Metapher.
Und deshalb ist Momo so wichtig, weil sie uns darauf aufmerksam macht, wie wir mit unserer Zeit umgehen und was wir von unserer Lebenszeit erwarten. Vielleicht bräuchten wir alle zwischen durch eine kleine Momo, die uns so geduldig und ruhig zuhört, bis wir uns selbst wiederfinden.
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2 Antworten zu “Herzensbuch #8 | von Lebenszeit und Freundschaft”
[…] gibt’s mehr Herzensbücher: Artmonalisa, Readeatlive, Kateastrophy, Buchundgewitter, Zeilentänzerin, […]
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Liebe Daniela,
diesen Monat ist dein Herzensbuch ja ein wahrer Klassiker. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich als Kind vor den grauen Herren etwas gefürchtet habe :)
Schön, dass du wieder mit dabei bist!
Alles Liebe
Janika
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