Rezension | Stephen King – Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere | Stephen King | aus dem Amerikanischen von Christel Wiemken | Februar 2011 | Heyne Verlag | 608 Seiten

 

»Vielleicht tat ich es, weil Kinder lernen müssen, dass der Tod manchmal besser ist«, brachte Jud mit einiger Mühe heraus. »Das ist etwas, was Ihre Ellie noch nicht weiss, und ich habe das Gefühl, dass sie es vielleicht nicht weiss, weil auch Ihre Frau es nicht weiss.«

Erster Satz:
Louis Creed, der als Dreijähriger seinen Vater verloren und seinen Grossvater nie gekannt hatte, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, in seinen mittleren Jahren einen Vater zu finden; aber genau das geschah – auch wenn er diesen Mann seinen Freund nannte, was ein Erwachsener im Allgemeinen tun muss, wenn er den Mann, der eigentlich sein Vater sein sollte, relativ spät im Leben findet.

Klappentext:
Manchmal ist der Tod besser.
Hinter dem kleinen Tierfriedhof liegt eine verwünschte indianische Grabstätte. Ob Katze oder Mensch: Wer hier beerdigt wird, wandelt sich zum Albtraum für die Hinterbliebenen.

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Idee/Umsetzung:
Die Familie Creed zieht von Chicago nach Ludlow im Bundesstaat Maine. Das grosse Haus ist von einem Garten umgeben und geradezu paradiesisch schön. Nur die Schnellstrasse vor dem Haus stört das Idyll und tatsächlich wird der Kater der Familie, Church, ziemlich schnell ein Opfer eben jener Strasse. Jud, der Nachbar und gute Freund von Louis, dem Familienvater, zeigt ihm einen verwunschenen Friedhof der Micmac Indianer, wo Louis den toten Kater begräbt.
Tags darauf kehrt Church etwas blöd und aggressiv zwar, aber lebendig zurück.

»[…] Die meisten von ihnen kommen einem nur ein bisschen blöd vor – ein bisschen träge – ein bisschen…«
»Ein bisschen tot?«
»So ist es«, sagte Jud. »Ein bisschen tot. Als ob sie – irgendwo gewesen wären und dann zurück gekommen wären, aber nicht die ganze Strecke. […]«

Es verwundert nicht, dass Louis bald die Frage stellt, ob jemals ein Mensch auf dem Begräbnisplatz der Micmac begraben worden wäre und ob und wie er zurück gekehrt wäre. Als kurze Zeit später der kleine Sohn der Familie von einem Truck überfahren wird, beginnt der Grusel so richtig.
Dass Stephen King ein Meister seines Fachs ist, zeigt er mit diesem Buch nachdrücklich. Die Idee ist durchdacht und bietet viel Stoff für Grusel und Übernatürliches.

Schreibstil:
„Friedhof der Kuscheltiere“ ist ein typisches King Buch, es lebt von seiner Spannung und einer gehörigen Portion Horror. Ebenfalls typisch für King sind die stellenweise sehr langen Ausschweifungen und detailreichen Beschreibungen. Ich hatte jedoch nie das Gefühl, dass das Buch dadurch langweilig wurde oder sich die Geschichte in die Länge zog. Jedes einzelne Wort scheint nötig zu sein um die Spannung aufzubauen, bis zu einem Punkt, wo ich wie hypnotisiert weiter gelesen habe.

»Der Ort hat Macht, Louis… er hat schon früher seine ganze Macht ausgeübt, und ich fürchte, dass es jetzt wieder so weit ist.«

Zudem finde ich es faszinierend, wie es King schafft, dem Leser auch Wissen zu vermitteln und unterschiedliche Ansichten über den Tod, das Thema Sterben und die Auferstehung zu thematisieren. Neben den ganzen Elementen, die dieses Buch zu einer Horrorgeschichte machen, sind die Fakten auch einfach gut recherchiert und vermitteln ein unglaubliches Wissen.

Charaktere:
Jeder einzelne Charakter in diesem Buch scheint liebenswert, oder zumindest scheint er einen Grund für sein handeln zu haben und somit versteht ihn der Leser.
Louis Creed ist ganz klar die Hauptfigur und über sein Seelenleben erfährt man am meisten. Das Buch ist nicht wirklich aus Louis‘ Sicht geschrieben, aber doch hat man das Gefühl, alles durch seine Augen zu sehen. Und zu spüren wie dieser Ort immer mehr Macht über ihn gewinnt.
Rachel, Louis‘ Frau war mir zu Beginn sehr unsympathisch, da sie meiner Meinung nach eine ziemlich verkorkste Einstellung zum Thema Tod hat und regelrecht hysterisch wird, wenn es darum geht. Aber auch sie machte eine Entwicklung durch und nachdem der Leser die Geschichte hinter ihrer Todes-Angst kennt, wird aus das verständlich.

»Was man säht, gehört einem. Und was einem gehört, kommt immer wieder zu einem zurück.«

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Cover/Innengestaltung:
Ich als Katzenfan mochte das Cover sehr. Zudem passt es auch hervorragend zum Kater der Familie und somit zur Geschichte.
Die Innengestaltung ist unaufgeregt und schlicht. Die Kapitel sind lediglich mit Zahlen markiert. Das Buch besteht zudem aus drei Teilen, welche immer mit passenden Zitaten zum Beispiel aus den Evangelien eingeleitet werden.
Alles in allem wird mehr auf den Inhalt als auf die Gestaltung wert gelegt.

HighlightFazit:
Ein Highlight ist dieses absolut stimmige, dichte und gelungene Werk von Stephen King. Ich finde auch, dass alle Liebhaber von Horrorgeschichten dieses Buch gelesen haben sollten. Aber aufgepasst, nicht jeder ist für diese Art von Grusel gemacht!

 

7 Antworten zu “Rezension | Stephen King – Friedhof der Kuscheltiere”

  1. Huhu!
    „Friedhof der Kuscheltiere“ zählt zu meinen Lieblingsbüchern. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. Außerdem regt King mit diesem Roman zum Nachdenken an, wie weit man für eine geliebte Person gehen würde, selbst wenn man weiß, dass es nicht gut enden kann.
    Schöne Grüße
    Sarah

    Gefällt 1 Person

    • Huch, warum habe ich deinen Kommentar nicht gesehen… ?
      Ich habe das Buch auch sehr gerne gelesen, Kings Schreibstil ist sehr packend. Welches Buch von ihm würdest du mir dann als nächstes empfehlen? Ich bin da ein bisschen unschlüssig…

      Gefällt 1 Person

      • Kein Problem ;)

        Ich persönlich habe mit „Shining“ zu Stephen King gefunden und es ist nach wie vor eines meiner liebsten Bücher von ihm.
        Aber auch „Sie“ kann ich dir wärmsten empfehlen. Das habe ich selbst von einer Freundin empfohlen bekommen und mittlerweile mehrmals weiterempfohlen. Was mich an diesem Roman so fasziniert ist, dass sich im Prinzip das ganze Buch in einem Raum abspielt und die Anzahl der Protagonisten seeehr gering ist.

        Schöne Grüße
        Sarah

        Like

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