Der Joker | Markus Zusak | aus dem Englischen von Alexandra Ernst | November 2014 | cbj Verlag | 448 Seiten
»Manchmal sind Menschen wunderschön.
Nicht durch ihr Äusseres.
Nicht durch das, was sie sagen.
Nur durch das, was sie sind.«
Erster Satz:
Der Bankräuber ist ein totaler Versager.
Klappentext:
Kurz bevor ich in den Bankraub geraten bin, habe ich Bilanz über mein Leben gezogen. Ein Taxifahrer, der schwindelt, was sein Alter angeht. (Eigentlich muss man zwanzig sein, um Taxi fahren zu dürfen.)
Keine Ausbildung.
Keine Freundin.
Nur eine schäbige Hütte und ein sabbernder Hund names Türsteher.
Ed Kennedys eintöniges, richtungsloses Dasein ändert sich schlagartig, als er eines Tages einen Banküberfall verhindert und ein Ass im Briefkasten findet – die erste von vier Spielkarten, die seinem Leben eine höchst denkwürdige Wendung geben.
Idee/Umsetzung:
Ed ist neunzehn, gibt sich aber als älter aus, damit er sich mit Taxifahren einen Lebensunterhalt verdienen kann. Seine Tage verbringt er in einer schäbigen Hütte, sein Leben ist geprägt von Egoismus und Perspektivlosigkeit. Er weiss nichts mit sich und seinem Leben anzufangen.
Das ändert sich schlagartig, als es Ed gelingt einen Banküberfall zu vereiteln. Kurz darauf findet er nämlich in seinem Briefkasten eine Spielkarte, das erste von vier Assen, beschriftet mit drei Adressen.
Voller Neugier beobachtet er nun die Häuser und ihre Bewohner und stellt fest, dass er bei jeder Karte Botschaften überbringen muss, um das Leben der Leute zu verbessern und verändern. Es liegt auf der Hand, dass eine der Karten sein Leben verändern wird…
Die Idee finde ich äusserst gelungen und erfrischend neu. Ein geheimer Auftraggeber, der dich dazu bringt, das Leben wildfremder Menschen ein bisschen besser zu machen. Durch diese Aufgaben gelingt es dem Autor auch einige Missstände unserer Gesellschaft aufzuzeigen und er zwingt uns immer wieder darüber nach zu denken.
Allerdings wirken gewisse Details auch sehr konstruiert und unwahrscheinlich. Und die Gewalt, die angewandt wird, um Ed dazu zu bringen, sich den Aufgaben zu stellen, löst bei mir einige Fragezeichen aus. Sollte sie zeigen, dass es Angst um da eigene Leben braucht, um aus seiner Eintönigkeit heraus zu finden? Ich weiss es nicht.
»Vielleicht wache ich eines Morgens auf und trete aus mir heraus, schaue zurück und sehe mein altes Ich tot zwischen den Laken liegen. Das ist gut, ich weiß es. Aber wie kann etwas Gutes plötzlich so traurig machen? Ich wollte es doch von Anfang an.«
Schreibstil:
Wieder einmal bin ich fasziniert und gebannt von Markus Zusak’s Schreibstil. Wie auch in „Die Bücherdiebin“ liegt in „Der Joker“ eine gewaltige Sprachkraft, wenn auch die Dialoge und Ausdrücke etwas derber und kräftiger ausfallen. Dies passt jedoch wunderbar zum Buch und seinen Charaktere, die aus einem Milieu stammen, wo Kraftausdrücke gebräuchlich sind.
Ich hatte auch nie wirklich das Gefühl, dass ich eine Geschichte lese, sondern dass Ed sie mir erzählt. Dies gelingt durch den einmaligen Schreibstil von Markus Zusak, entweder man liebt ihn, oder eben nicht. Durch seine sprachlichen Eigenwilligkeiten bringt Zusak dem Leser die Gedankenwelt und die Gewichtungen von Ed sehr nahe.
Charaktere:
Ed ist das Musterbeispiel für Normalität, dass lässt ihn für viele Leser sehr greifbar werden. Auch durch die Erzählweise der Geschichte, die aus Ed’s Perspektive geschildert wird, kommt man ihm und deinen Überlegungen sehr nahe. Ed ist ein einfühlsamer junger Mann, der aber so sehr in seinem Alltagstrott gefangen ist, dass er einen Stups von aussen braucht, um sein Leben zu verändern.
Auch die Nebencharaktere zeichnet Zusak sehr liebevoll, wenn auch vielleicht nicht ganz so stark und detailreich, wie seinen Protagonisten Ed. Dennoch liest man gerne von all diesen unterschiedlichen Figuren, die ebenfalls ein bisschen Einfluss auf Ed’s Leben ausüben.
»Ich fürchte ebenfalls, dass am Ende gar nichts zu Ende sein wird. Die Dinge gehen einfach weiter, solange die Erinnerung das Sagen hat und immer eine weiche Stelle in deinen Gedanken findet, um an die Oberfläche zu schlüpfen.«
Cover/Innengestaltung:
Das Cover spielt auf due Asse an, die Ed in seinem Briefkasten findet. Genauso auch die Innengestaltung. Das Buch ist in fünf Teile unterteilt, wobei unter dem Titel immer die aktuelle Spielkarte mit den Botschaften zu sehen ist.
Auch die Kapitelüberschriften sind mit der aktuellen Spielfarbe markiert, zusätzlich zu einem kleinen Titel.
Fazit:
Ich gebe diesem Buch vier Herzen, da es meiner Meinung nach einige konstruierte Stellen aufweist. Dennoch vergebe ich für dieses Buch zusätzlich noch das goldene Herz, da es einfach eine Geschichte ist, die ans Herz geht und zum Nachdenken anregt.
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3 Antworten zu “Rezension | Markus Zusak – Der Joker”
Oh dieses Buch möchte ich auch lesen!
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Ja! Nur zu, ich kann es dir wärmstens empfehlen. :)
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[…] der vier abgebildeten Bücher von ihm. Buchbesprechungen von „Die Bücherdiebin“ und „Der Joker“ findet ihr auch auf meinem Blog. Erst grad kürzlich habe ich mein erstes Buch von Jodi Picoult […]
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